Palmsonntagskonzert – 10. April 2022
2.800 Euro für die Ukraine-Hilfe – Große Spendenbereitschaft der Konzertbesucher
Nach 36 Monaten konnten wir am Sonntag, den 10. April, endlich wieder unser Palmsonntagskonzert im Bürgerhaus durchführen. Aufgrund des seit Wochen dauernden Krieges in der Ukraine stand das Konzert im Zeichen der Ukraine-Hilfe. Die Dekoration auf der Bühne in Blau und Gelb, den Landesfarben der Ukraine, stellte hierzu den optischen Bezug her. Der Eintritt zum Konzert war frei. Dafür baten wir um Spenden, deren Betrag der Stiftung „Round Table Deutschland“ zur Hilfe für die Ukraine zugutekommt. Ausgewählt wurde diese Stiftung aufgrund des gemeinsamen Spendenhinweises der Landkreise Germersheim, Südliche Weinstraße und der Stadt Landau.
Gleich vorweg: Die Spenden der rund 280 Besucher im Bürgerhaus Jockgrim, summierten sich nach Aufstockung durch den Wirt des Bürgerhauses und der Gaststätte „Goldenes Lamm“ in Rheinzabern, Herrn Hermann Gilb, auf stolze 2.800 Euro. Herzlichen Dank an alle Spender.
Das Konzert wurde von unserem Dirigenten Fabian Metz als „Kleines Palmsonntagskonzert“ benannt. Bereits bei der Festlegung, tatsächlich wieder ein Konzert zu veranstalten, war schon abzusehen, dass kein extrem anspruchsvolles Programm erarbeitet werden kann. Dafür waren die Umstände durch Corona und Quarantäne, aber auch die Unsicherheiten in Teilen der Aktiven, was Proben und die daraus resultierende Gefahr von Ansteckungen betrifft, zu groß. Bis zum Tag des Konzertes selbst war es eine kleine Lotterie, welche Besetzung tatsächlich auf der Bühne sitzen würde. Im Endeffekt waren wir mit etwas weniger als zwei Dritteln des Stammorchesters vertreten. Im Vorfeld hatten wir uns im Saxophonregister durch Erich Winter und Hans Eberle vom Musikverein Hagenbach und im Tenorhornregister durch Regina Hecker verstärkt. Somit konnten trotz Besetzungsengpasses doch einige außergewöhnliche Musikstücke realisiert werden.
Während der Begrüßung beschrieb unser Vorsitzende Uwe Schröter die schwere Zeit der letzten beiden Jahre mit all den Problemen und Einschränkungen für den Verein. Mit dem Ende seiner Worte aber auch die Freude, dass es jetzt endlich wieder möglich war, ein Konzert vor vollem Haus abzuliefern.
In gewohnt gekonnter Weise führten Jana Fenrich und Heinz Brecht durch das Programm. Dieses Jahr, dem Anlass entsprechend, durchaus auch mit sehr nachdenklichen Worten. Trotzdem durften einige zum Schmunzeln anregende Dialoge zwischen den beiden natürlich nicht fehlen.
Wir begannen das Konzert mit „Nora – Licht des Nordens“, einem sehr gefälligen Stück des Komponisten Thomas Asanger. Dieses handelt von seiner Katze „Nora“. Die Komposition beschreibt die vielschichtigen Charakterzüge seines Vierbeiners – mal ganz ruhig und nachdenklich und in einem anderen Moment verspielt und ungestüm. Dem Musikverein gelang mit seiner Interpretation der perfekte Einstieg ins Programm.
„The Greatest Showman“ ist ein Musicalfilm aus dem Jahr 2017. Die Filmmusik war überaus erfolgreich. Verschiedene Titel wurden 2018 in den USA und Großbritannien mit Gold und Platin ausgezeichnet. Wir spielten als zweites Stück im Konzert ein Arrangement von Paul Murtha, welche die erfolgreichsten Titel beinhalteten. Sicherlich darf vom Hauptwerk des Konzertes gesprochen werden. Auf jeden Fall deuteten die Reaktionen des Publikums darauf hin, dass das Arrangement, aber auch der Vortrag extrem gute Laune im Saal verbreitete.
Mit „Preyer For Urkaine“ – Gebet für die Ukraine – folgte ein Choral, der bereits 1885 vorn Mykola Lysenko komponiert wurde. Während des Unabhängigkeitskrieges 1917 wurde das Lied als nationales Symbol der Ukraine verwendet. Später wurde es offiziell zur geistlichen Hymne. Im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine wurde das Lied international in Gottesdiensten gesungen und so nach und nach weltweit bekannt. Der Musikverlag Thorsten Reinau stellte das von uns gespielte Arrangement kostenfrei zur Verfügung. Der sehr ruhig beginnende Choral steigerte sich kontinuierlich bis zu seinem fulminanten Schluss. Gerade im Zeichen des aktuellen Krieges dürften manche Zuhörer Gänsehaut bekommen haben.
Ron Goddwins Titelmelodie vieler „Miss Marples – Filme“ beendetet den ersten Teil des Programmes. Das hervorragend vom Flötenregister dargebotene Arrangement „Miss Marples Theme“ von Manfred Schneider, schickte die Gäste schwungvoll in die kurze Pause.
Als Eröffnungsstück nach der Pause hatten wir „Leningrad“ ausgewählt. Der textliche Inhalt der von Billy Joel im Jahr 1989 veröffentlichte Pop-Ballade konnte nicht nur einen besonderen Bezug zur aktuellen Kriegssituation herstellen. Auch musikalisch war der von Ron Sebregts arrangierte Song ein absolut hörenswerter Vortrag.
Eine weitere getragene Melodie folgte danach. Das Stück „Homeward Bound“, komponiert von Martha Keen Thomas, ist eigentlich eines der beliebtesten und meistaufgeführten zeitgenössischen Chorwerke. Brand Kerrick arrangierte daraus eine Version für Blasorchester. Vom Orchester ausdrucksstark gespielt, passte diese perfekt zum thematischen Hintergrund des Konzertes. „Homeward Bound“ wurde in den letzten Jahrzehnten zur Hymne für viele aus Kriegen heimkehrende Soldaten.
Ganz anderes musikalisches Terrain wurde anschließend mit „The Rolling Stones On Tour“ aufgelegt. Obwohl „die Stones“ schon acht Jahrzehnte Lebensalter vorzuzeigen haben, hat ihre Musik keinerlei Staub angesetzt. Der Funke sprang vom Orchester sofort auf das Publikum über. Aber das Arrangement von Patrick Roszell begeisterte nicht nur das Publikum. Auch – und im Besonderen – die jungen Mitglieder des Orchesters konnten sich spätestens bei „I Can’t Get No Satisfaction“ so richtig austoben. Danach stehende Ovationen im Saal – ein fast nicht mehr gekanntes Gefühl!
„The Book Of Love“ beruhigte die Gemüter wieder etwas. Die Ballade wurde ursprünglich 1999 vom Singer-Songwriter Stephin Merrit veröffentlicht. Der englische Sänger Peter Gabriel übernahm den Song später für den Soundtrack zum Film „Shall We Dance“. Dieser war viel opulenter ausgestaltet und erlangte wesentlich größere Popularität. Die von uns zum Besten gegebene Version wurde von Martin Scharnagl arrangiert und ließ die Zuhörer einen musikalisch eindrucksvollen Moment genießen.
Den geplanten Abschluss des Konzertes sollte die Polka „Guten Abend, gute Nacht“ von Alexander Stütz bilden. Diese hervorragende Komposition beinhaltet zwar das Thema des bekannten Schlafliedes, ist aber alles andere als einschläfernd. Vom Orchester in bester Manier vorgetragen, animierte es die Zuhörer, eine Zugabe zu fordern.
Vor der Zugabe übernahm Dirigent Fabian Metz das Mikrofon. Bevor er den „Graf Zeppelin Marsch“ ankündigte, richtete er erst einige persönliche Worte an das Publikum. So stellte er die Bedeutung der kulturellen Vereine heraus, die gerade in Pandemiezeiten – obwohl nicht „systemrelevant“ – trotzdem extrem wichtig und unterstützenswert sind. Der Beifall vom Publikum bestätigte seine Worte durchaus.
Nach dem „Graf Zeppelin Marsch“ war der Bedarf an Zugabe noch immer nicht ganz gedeckt. Nach kurzer Rücksprache zwischen Dirigenten und Vorstand beendete der Schlussteil von „The Greatest Showman“ das Konzert mitreißend und endgültig.
Wir, der Musikverein Jockgrim, bedanken uns bei allen Besuchern, bei allen Spendern und bei allen Unterstützern ganz herzlich. Es war einfach unbeschreiblich, wieder ein Konzert vor Publikum aufzuführen und den Applaus hören zu können.
Text: Uwe Schröter
Fotos vom Konzert hier…