Jahreskonzert – noch ein Jubiläum
Sonntag, 29. März 2015
Jockgrim feiert ja bekanntlich in diesem Jahr ein großes Jubiläum. Aber auch der Musikverein hat was zu feiern: Gegründet am 15. Juli 1925 wird er in diesem Jahr 90 Jahre alt. Kein klassisches Jubiläum, aber Grund genug, diesem Jahrestag ein Konzert zu widmen, zumal auch Dirigent Fabian Metz seit 15 Jahren musikalischer Leiter ist und auch noch das 50. Waldfest gefeiert wird.
Und so erlebten die Zuhörer im sehr gut besuchten Bürgerhaus eine Zeitreise nicht nur durch die Geschichte des Musikvereins Jockgrim. Die beiden Moderatoren Jana Fenrich und Heinz Brecht stellten mit lockeren und unterhaltsamen Ansagen die Beziehungen von Weltgeschichte, Musikgeschichte und Vereinsgeschichte her. Im Foyer wurden diese Aussagen mit Fotos, Anzügen und weiteren Devotionalien aus der Historie des Vereins untermauert.
Mit dem Marsch „Goldene Kameraden“ – nicht den Alten – einem zeitgenössischen Marsch aus der Feder von James Barnes gelang ein fulminanter Einstieg in die musikalische Geschichtsstunde. Mit „Oregon“ ging anschließend die Reise durch den Wilden Westen mit Dampflok, Cowboys, Planwagen und Indianer. Authentisch niedergeschrieben von Jacob de Haan und treffend interpretiert vom Dirigenten Fabian Metz mit seinem Orchester fühlte man sich in die malerische Landschaft des gleichnamigen US-Staates versetzt. Mit dem Stück, das 1988 entstand, verband man die Erinnerung an eine unvergessliche Reise im Jahre 1982 nach Prag und Brünn, die mit dem Ersten Platz in der Oberstufe eines internationalen Musikwettbewerbes endete. In seinem Hit aus 1976 „We ´re all alone“ singt Bob Scaggs von der großen Liebe zu einer Frau namens Amie, welche sich an eine Geschichte in ihrer Vergangenheit klammert. Und seine Geschichte feierte der Verein 1973 in Form eines großen Musikfestes anlässlich der Verleihung der Pro-Musica-Plakette für nachweislich 180 Jahre musizieren in Gruppen. Das Arrangement von Kosuke Onozaki war der ruhige Gegenpol zu den beiden furiosen Auftaktstücken. Das Flötenquartett Anna Bauer, Lena Broßardt, Sabine Geiger und Nadine Brecht brillierten mit eindrucksvollem Solopart. In den 90er Jahren – der Verein hatte mit Kunihiro Ochi seinen „ersten und bisher einzigen japanischen Dirigenten“, so Heinz Brecht wörtlich, der den Verein zu einem musikalischen Höhenflug führte, Fabian Metz indes begann seine Dirigentenlaufbahn – entstand der 34. Zeichentrickfilm der Walt-Disney-Studios, der Glöckner von Notre Dame. Die schönsten Filmtitel von Alan Menken hat Calvin Custer zu einem schönen Potpourri zusammengefasst, das mit Präzision und sauber intoniert dargeboten wurde.
Nach der Pause ging es mit den 60er Jahren weiter: der erste James Bond-Film kam in die Kinos und der Verein feierte das erste Waldfest. Bei einem großen Bezirksmusikfest hatte man die Original-Egerländer mit Ernst Mosch zu Gast. Und Jockgrim feierte 1965 sein 700-jähriges Bestehen. Mit der aufwendigen Tricktechnik und den meist spärlich bekleideten Frauen der Filme konnte man nicht aufwarten, dafür lege man die ganze Aufmerksamkeit auf die Musik, so Jana Fenrich in ihrer Moderation. Und Metz setzte dieses Versprechen mit dem konzentrierten Orchester in meisterhafter Weise auch um. In den 30er und folgenden Jahrzehnten hatte der Swing seine Blütezeit, eine Stilrichtung die zumindest in den 30ern hierzulande als „entartete“ Musik sogar verboten war. Im Potpourri „The King of Swing“ (arr. Paul Murtha) ließen die Melodien des unvergesslichen Benny Goodman, das Publikum „mitswingen“ – mitreißend die Klarinettensoli des Gastmusikers Stefan Volz vom Musikverein Rheingold Hagenbach. Ebenso bekannt und beliebt die Musik des legendären Glenn Miller, der 1944 bei einem Flugzeugunglück über dem Atlantik verschollen ist. Eine Bearbeitung seines Hits „Little Brown Jug“ von Paul Lavender ließ den Saal weiter swingen. Genussvoll die stilecht vorgetragenen Soli von Posaunen, Klarinetten, Trompeten und der Saxophone.Mit der bekannten zeitgenössischen Polka „Böhmischer Traum“ von Siegfried Rundel ging der Sprung zurück in die nähere Vergangenheit, die 2000er Jahre. Diese Polka hat für die Jockgrimer Musikerinnen und Musiker besondere Bedeutung: sie erinnert an die beiden jäh mitten aus dem Leben gerissenen Aktiven Musiker Bruno Scherer (1987) und Peter „Pep“ Keiber (2006), bei dessen Trauerfeier diese Polka nicht fehlen durfte. Mit den Hits und Evergreens aus den 50er Jahren, in denen der Rock’n’Roll seine Blütezeit hatte, kam man zum Ende der musikalischen Zeitreise. Leichte Unterhaltungsmusik war in den Nachkriegsjahren wieder angesagt. Und so war auch in Jockgrim die Tanzmusik damals gefragt, so legendäre Kapellen wie „Jägerkapelle“, „Edelweis“, „Silberstern“, „Kobras“ oder die „Brass Band“, die zum Teil aus Musikern des Musikvereins bestanden, sind heute noch bei den älteren Bürgerinnen und Bürgern in der Südpfalz gut bekannt. „Latin Gold“ ein Medley aus den drei lateinamerikanischen Evergreens „Tequila“, „Oye Como Va“ und „La Bamba“ zusammengestellt wieder von Paul Lavender gelang ein souveräner Abschluss eines unterhaltsamen aber auch informativen Abends. Auch dieser durfte aber nicht ohne Zugabe enden: mit „My Way“, einem Hit von „Frankyboy“ Frank Sinatra, der diesen Titel auch immer wieder als Schluss seiner Konzerte vortrug, beendete die Kapelle einen denkwürdigen Abend, aber nicht das Jubiläumsjahr. In der Verabschiedung, bei der Heinz Brecht im Namen der Vorstandschaft dem Dirigenten, den Verantwortlichen im Verein und der Gemeinde für die freundliche Unterstützung Danke sagte, warb er auch für die anstehenden musikalischen Ereignisse des kommenden Sommers: das Musikwochenende vom 19. Bis 21. Juni, das Jugendkonzert am 19. Juli und das große 4-tägige Waldfest am ersten Augustwochenende.